Herbstsymposium „Hotspots in der Verkehrsmedizin“

Sehr geehrte Damen und Herren!

Das heurige verkehrsmedizinische AMKO-Herbstsymposium im Rahmen der Reihe „Hotspots in der Verkehrsmedizin“ – in Zusammenarbeit mit dem ÖAMTC – findet am Freitag, 15. November 2024 von 09:30-15:00 Uhr im ARCOTEL Castellani, Alpenstraße 6, 5020 Salzburg, statt.
Es beschäftigt sich wieder mit aktuellen und brisanten Themen der Verkehrssicherheit, betreffend spezifischer Krankheitsbilder, rechtliche Problemstellungen sowie Informationen zur Überprüfung der Fahrtüchtigkeit und des Transportes medizinischer Prioritätsfracht.

Der erste Vortrag von Prof.Dr. Johann Zahrl, beschäftigt sich mit der ärztlichen Beurteilung der Fahrtauglichkeit und Fahreignung und den damit verbundenen rechtlichen Aspekten. Verkehrsmedizinische Fragestellungen sind im Praxis- und Klinikalltag nicht nur dann relevant, wenn der Patient ausdrücklich Fragen nach der Fahrsicherheit stellt oder, wenn Unbedenklichkeitsbescheinigungen oder Gutachten erbeten werden. Sowohl internistische als auch neurologisch/psychiatrische und vor allem geriatrische Erkrankungen können die Fahrsicherheit beeinträchtigten. Zur sachgerechten Beratung bzw. Beurteilung der Patienten sind daher hinreichende Kenntnisse der Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung erforderlich. Internisten, Allgemeinmediziner und Hausärzte sowie Psychiater und Neurologen sind deshalb immer wieder mit verkehrsmedizinischen Problemstellungen im Rahmen ihres ärztlichen Handelns konfrontiert.

Anschließend werden verkehrssicherheitsrelevante Krankheitsbilder von Experten (OA.Dr.Helmut Novak, Dr. Theresa Raudaschl und OA.Dr.Alexander Kunz) diskutiert. Prinzipiell ist die Fahreignung abhängig von Art, Akuität, Schwere, Verlauf und Behandlung der Krankheit.

Chronische Schmerzpatienten werden häufig auch langfristig mit Medikamenten (Bsp.: Opioiden) behandelt. Obwohl die klinische Erfahrung zeigt, dass zentralnervöse Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schwindel nach Erreichen einer stabilen Dosis abnehmen, bestehen z. T. erhebliche Bedenken gegen die aktive Teilnahme dieser Patientengruppe am Straßenverkehr. Verschiedene klinische Studien konnten jedoch zeigen, dass eine medikamentöse Therapie nicht zwangsläufig zu einer Verschlechterung komplexer kognitiver und psychomotorischer Handlungsabläufe, wie z. B. das Führen eines Kraftfahrzeuges, führen muss. Patienten unter einer stabilen Therapieregimen sind nicht grundsätzlich in ihrer Fahrsicherheit eingeschränkt.

Die Beurteilung der Fahreignung/Verkehrssicherheit eines Patienten mit einer Psychose hat vor dem Hintergrund der Bewertung des klinischen Bildes der Grunderkrankung sowie in der Regel anhand objektiver verkehrs-/neuropsychologischer Leistungstests zu erfolgen. Bei hoher interindividueller Variabilität der Leistungsprofile stellen bei 60–80 % der schizophrenen Patienten kognitive Einbußen ein zentrales Merkmal der Erkrankung dar. Laboruntersuchungen weisen darauf hin, dass bei ca. 20–40 % dieser Patienten, kurz vor Entlassung aus der stationären Behandlung und unter pharmakologischen Steady-state-Bedingungen, von erheblichen verkehrsrelevanten Leistungseinbußen auszugehen ist. Eine standardisierte Leistungsuntersuchung ist somit, auch bei weitgehender Remission der psychopathologischen Symptomatik, zur Beurteilung der Fahrtüchtigkeit bei dieser Patientengruppe in der Regel indiziert. Auch das Nebenwirkungsprofil der psychopharmakologischen Behandlung ist zu berücksichtigen. Die Datenlage bezüglich Fahreignung und Unfallrisiken depressiver Patienten ist insgesamt dünn und von einer Reihe von methodischen Problemen gekennzeichnet. In eigenen Untersuchungen zur Fahrtüchtigkeit konnte gezeigt werden, dass etwa 16–20 % der Patienten mit depressiven Erkrankungen, kurz vor Entlassung aus der stationären Behandlung, die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Leistungsfähigkeit erheblich unterschritten. Die Evidenz für ein erhöhtes Verkehrsrisiko als Folge suizidaler Intentionen im Rahmen depressiver Erkrankungen scheint eher gering zu sein.

Unter Insomnie versteht man Störungen des Ein- und/oder Durchschlafens oder Erwachen früh am Morgen und damit zusammenhängende Beeinträchtigungen am Tage wie zum Beispiel Konzentrations- und Leistungsstörungen, Müdigkeit etc. Wie die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin informiert, ist das Reaktionsvermögen nach 17 Stunden ohne Schlaf so beeinträchtigt wie mit 0,5 Promille Alkohol im Blut, nach 22 Stunden sogar wie bei 1,0 Promille.

Am Nachmittag des Symposiums wird Mag. Michael Poglitsch von der Christophorus-Flugrettung die Versorgung medizinischer Infrastruktureinrichtungen mit Prioritätsfracht – Blutkonserven, seltenen Medikamenten, Ausrüstung, Laborproben – mittels Drohnen vorstellen. Die Beförderung mittels Drohnen ist nicht nur schneller, sondern auch sicherer, sauberer und nachhaltiger als auf der Straße.

Außerdem erfolgt die Vorstellung des ÖAMTC „Fahr-Fitness-Check“, ein Fahrschul-Kooperations-Programm zur aktuellen Einschätzung der persönlichen Pkw-Fahrfertigkeiten durch Mag. Matthias Wolf. Diskutiert wird, ob er eine effektivere Alternative zu medizinischen Untersuchungen sein kann.


Kongressleitung:
Ao. Univ.-Prof. Dr. Ilsemarie Kurzthaler-Lehner, Vizepräsidentin des AMKO
Assoc.Prof. Dr. Wolfgang Staffen, Generalsekretär des AMKO

Vorträge:

  • Hofrat Hon.-Prof. Dr. Johannes Zahrl – Rechtliche Problemstellungen für Ärzt:innen im Rahmen der Verkehrstauglichkeit und Fahreignung ihrer Patient:innen
  • OA Dr. Helmut Novak – Chronisches Schmerzsyndrom und aktuelle Therapiekonzepte im Fokus der Verkehrssicherheit
  • Dr. Theresa Raudaschl und OA Dr. Falko Biedermann – Psychosen und Verkehrssicherheit
  • OA Dr. Alexander Kunz – Insomnie und aktuelle Therapiekonzepte – Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit?
  • Mag. Michael Poglitsch – Transport medizinischer Prioritätsfracht mit Drohnen – ein Ausblick
  • Mag. Matthias Wolf – Der ÖAMTC-Fahrfitness-Check – eine effektivere Alternative zu medizinischen Untersuchungen?

Veranstaltungsort: ARCOTEL Castellani, Alpenstraße 6, 5020 Salzburg

Download Programm: Programm Hotspots in der Verkehrsmedizin – Salzburg

Fortbildungsanerkennung:
Diplom-Fortbildungsprogramm der Österreichischen Ärztekammer: 5 DFP-Punkte für das Fach freie Fortbildung
Die Veranstaltung ist vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) als Fort- und Weiterbildungsveranstaltung gemäß § 33 Psychologengesetz 2013 mit  5 Fortbildungseinheiten anerkannt.
Weiterbildung gemäß FSG-GV und FSG-NV: 5 Einheiten
Ausbildung gemäß FSG-GV und FSG-NV: 3 Einheiten für den Schwerpunkt Diagnostik

Die Teilnahme (kostenlos) ist vor Ort oder online (Hybridveranstaltung) möglich.

Infos und Anmeldung:
Martina Schuster, AMKO-Tagungsbüro
Weihburggasse 9/3/22, 1010 Wien
Tel.: 01/512 18 21
Mail: martina.schuster@amko.at

    Anmeldung Symposium: